"Rothirsch"

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Ich bin Förstersohn.
Entstamme einer regelrechten Förster- und Forstdynastie, die bis früh ins 19. Jahrhundert zurückreicht.
Mein Vater ist Förster.
Mein Großvater war Förster.
Mein Ur-Großvater war Förster.
Und auch noch weitere meiner Ahnen waren Förster.

Ich selbst bin es offensichtlich nicht. Warum eigentlich nicht? Ich weiß es gar nicht so recht, genauso wenig wie ich weiß, warum ich nie eine Ausbildung zum Sattler absolviert habe. Ich war schon immer ein Sonderling.
Der Wald ist für mich seit ich denken kann ein absoluter Sehnsuchts- und manchmal auch Zufluchtsort. Im Wald komme ich zur Ruhe.
Der Grund, warum ich selbst kein Förster geworden bin, liegt vermutlich in meiner Rebellenzeit, die mich zeitweise sehr von meinen eigentlichen Werten und von meiner Herkunft entfremdet hat. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der Wald aber hat mich nie losgelassen.
Denn aufgewachsen bin ich in uralten Forsthäusern, immer mitten im Wald.
Ich bin mit der Jagd groß geworden - mein Vater hat mich schon früh mit auf den Ansitz genommen, von unserem Zuhause aus sind die Treibjagden gestartet.
Für mich als Kind war das immer sehr interessant und aufregend, an zwei Situationen erinnere ich mich dabei noch ganz besonders:

Einmal hat mein Vater mich als Knirps wieder zu einem Wildunfall mitgenommen, die Polizei hat ihn verständigt. Am Ort des Geschehens angekommen war für meinen Vater selbstverständlich, dass er den angefahrenen Hirsch von seiner Qual erlöst. Ich stehe neben ihm, als er das Gewehr anlegt. Erschrocken fragt die Polizistin ihn, was er denn bloß vor habe. Mein Vater entgegnet genauso erstaunt, dass er den Hirsch nun erschießen werde. Die junge Polizistin entgegnet erschrocken, dass sie davon ausgegangen sei, dass er den Hirsch "gesund pflegen würde". Sie könne das nicht mit ansehen und bittet meinen Vater, noch zu warten, bis sie sich ins Auto gesezt habe und das Ganze nicht mit ansehen müsse. Für mich als kleiner Junge war das normal, ich konnte die Polizistin nicht verstehen. Der Hirsch tat mir leid, aber genauso war mir bewusst, dass man ihn jetzt schnell von seinem Leid erlösen und erschießen muss. So bin ich aufgewachsen. Dafür bin ich meinem Vater sehr dankbar.

Eine weitere Situation, die mir besonders in Erinnerung ist: Mal wieder eine Treibjagd bei uns im Wald, danach das Auslegen und Ausnehmen der geschossenen Tiere auf unserem Hof. Ich muss so etwa acht Jahre alt gewesen sein. Ich weiß noch genau, wie sich alle Jäger im Kreis um ein Tier versammeln, erstauntes bis ungläubiges Gemurmel macht mich neugierig. Ich verschaffe mir auch einen Blick auf das Tier und auch wenn ich keine wirkliche Ahnung hatte, war mir sofort klar, dass dieser hier vor mir liegende Rothirsch vollkommen abseits der Norm ist. Gigantisch. Unglaublich. Ein absolut mächtiges Tier. Mystisch. Ich bin gefesselt. Er brachte es an die 250kg, sein Geweih war gewaltig. Der Anblick hat mich nie losgelassen. Nicht traumatös, nein nein. Einfach nur in Ehrfurcht vor diesem wunderschönen Tier.

So merkwürdig es auch klingen mag - das Aufwachsen mit der Jagd hat mir schon früh den Respekt vor dem Leben beigebracht.
Seit meiner frühesten Kindheit übt der Rothirsch auf mich eine ganz besondere, tiefe Faszination aus.

Der Rothirsch ist, von diversen Wisent-Projekten einmal abgesehen, das größte freilebende Wildtier in unseren Gefilden - ein mächtiges, wunderschönes Tier.
Und so ist auch das Leder, das aus der Haut eines Rothirsches gewonnen wird, geradezu legendär und tief mit unserer deutschen Kultur verwurzelt.

- Sämisch gegerbtes Hirschleder -

Es ist eines der ältesten Gerbverfahren überhaupt - die Rohhaut wird dabei mittels tierischer Fette und Öle (hauptsächlich Dorschtran) so bearbeitet, dass die Eiweißfasern der Haut in Lederfasern umgewandelt werden, so in aller Einfachheit erklärt. Einfach ist dabei aber gar nichts - kein anderer Gerbvorgang ist so arbeitsreich wie die Sämischgerbung - bei keiner anderen Gerbung wird die zu gerbende Haut so oft bewegt. Und deshalb gibt es auch kaum noch Betriebe, die echt sämisch gerben.
Das nach etwa einem Vierteljahr fertige Leder ist jedenfalls von unglaublicher Güte: Weich und seidig im Griff, gleichzeitig extrem belastbar und langlebig - perfekt für Kleidungsstücke wie die klassische "Hirschlederne". Aber für Gürtel...? Nein, für sich alleine ist Hirschleder zu weich und zu dehnbar, um als Gürtel eingesetzt zu werden. Aber wenn man beispielsweise zugfestes, standiges Steigbügelleder als Grundleder hernimmt und auf dieses dann das weiche Hirschleder aufsattelt, dann funktioniert es. Dann hat man einen schweren Gürtel, kombiniert aus zwei der seltensten Leder überhaupt. Und wenn der Rothisch, auf den das Hirschleder zurückgeht, ein langes Leben in freier, alpenländischer Wildbahn gepflegt hat und nicht aus Neuseeländischer Hirschzucht stammt, ja dann hat man ein wahrhaft seltenstes Kleidungsstück in Form eines Gürtels in absoluter Erbstückqualität!

Und genau so ist es:
Ich habe mir bei "Gerberei Kendlmacher" in Österreich die dickste und größte Rothirschhaut in Form von feinstem sämisch gegerbten, ungefärbten Leders ausgesucht, die ich je gesehen habe. Die Haut weist das Tier als sehr großen, alten Rothirsch aus, kein Zweifel. Das Leder ist durchweg 4-5mm stark, im Nackenbereich knapp 1cm!
So ein schönes Leder, ihr müsstet es fühlen, es riechen. Ein Traum.
In Optik und Haptik übrigens ganz ähnlich dem (oft hirngegerbten) Hirschleder, mit dem die nordamerikanischen Indianer und später auch Mountain Men, Trapper, Cowboys und Co. gearbeitet haben. Die Pioniere, oft deutscher Abstammung, haben echt sämisch gegerbtes Hirschleder zudem schon sehr früh mit in die Neue Welt gebracht.

Lasst uns also das Projekt "Rothirsch" einläuten!
Konkret bedeutet das:

  • Ihr sucht euch oben im Menü einen Gürtel als "Basis" aus, daran orientieren sich Schließe, Breite, Verarbeitung und letztlich auch der Preis
  • Grundleder echtes "Stirrup-Leather" (Steigbügelleder) der englischen Gerberei "J&FJ Baker", für sich schon eine kleine Rarität! 
  • Besattlung (komplett vernäht!) über die volle Länge mit naturbelassenem, sämisch gegerbten Hirschleder der Gerberei "Kendlbacher", Österreich.
  • Gesamtstärke des Gürtels frei wählbar von 6 bis 10mm
  • Als mein bisher persönlichstes Gürtelprojekt erhält jeder Käufer einen besonderen Schlüsselanhänger, sowie eine zusätzliche "lederne" Beigabe.


Den ersten Gürtel erhält mein Vater.

Ich persönlich stelle mir den "Rothirsch" als naturbelassenen, cremefarbenen "Gunslinger" mit einer dunklen Kontrastnaht vor. So wird mein eigener "Rothirsch" aussehen - als Ausdruck meiner Herkunft Deutschland mit seinem typischen Hirschleder und meiner Vorliebe für die USA und den Old West - hier hat die Gunslinger-Naht ihren Ursprung.

Wem das cremefarbene Naturleder nicht so zusagt, der kann seinen "Rothirsch" auch in traditionellen Hirschlederhosen-Färbungen bekommen - ich habe zwei weitere Häute bekommen, beide in rustikaler Färbung (scheckig graugrün und scheckig braun). Auch diese beiden Häute von kapitalen Rothirschen, keine Zuchthirsche! Allerdings nicht ganz so groß und dick wie die cremefarbene, naturbelassene Haut., aber nicht minder interessant - viele Narben, Insektenstiche, etc. bezeugen ein Leben im Freien.

Überhaupt ist sämisch gegerbtes Hirschleder eins meiner absoluten Lieblingsleder - schon lange steht in meiner Werkstatt meine "Schatztruhe" voll mit bestem alpenländischen Hirschleder, welches mein Kumpel Bertl von "Schuh Bertl", München, mir mal als Überbleibsel seiner Lederhosenproduktion hat zukommen lassen. Leider zu kurz für Gürtel. Oft mache ich die Kiste auf, um dieses tolle Material anzufassen, zu riechen. Alle, die Hirschleder kennen, wissen warum! 

Ich bin unglaublich gespannt, wie der "Rothirsch" bei euch ankommt.

Das Aufnähen des Hirschleders auf das Grundleder erfolgt übrigens wieder beim Timm von "Tosch Ledermanufaktur Deutschland" in Berlin - er ist mittlerweile ein wichtiger Teil meines Unternehmens und mir ein sehr guter Freund geworden. Vielleicht schaut ihr mal auf Instagram bei ihm vorbei - ich würde mich sehr freuen!

Danke für deinen unermüdlichen Einsatz, lieber Timm!